Zwischen den Welten (2016)

Regie
Maximilian Sachsse

Schauspieler
Eva Gottschaller, Guido Verstegen, Ulf-Jürgen Wagner

Produktionsleitung
Iris Ische Böhning

Konzept
Maximilian Sachsse, Guido Verstegen

Dramaturgie
Dr. Lyla Cestier

Lichtdesign
Jo Hübner

Technische Umsetzung
Wolf Romberg


Auf dem Weg? Fortgegangen? Heimgegangen? Angekommen? Noch da? Schon weg? Wieder zurück? Der Tod eines Jedermanns. Er schließt ein letztes Mal die Augen. Die Zeit steht still, bis seine Geschichte zu Ende erzählt ist. Es kann die Geschichte unseres Nachbarn, unseres Freundes, unseres Vereinskameraden, unseres Chefs sein.

Ein Mann, 70 Jahre alt, liegt in einem weißen Krankenhauszimmer. Es ist 14.00 Uhr Ortszeit, es geht ein leichter Südostwind. In dem Zimmer hängt eine billige Dali-Kopie. Auf dem Tisch neben dem Bett steht ein zur Hälfte geleerter Joghurtbecher, eine aufgeschlagene Zeitung liegt da. Auf dem Gang schreit ein kleines Kind, im Zimmer nebenan läuft die Kaffeemaschine über – in diesem Moment spielen sich Milliarden von Geschichten ab.

Es gibt kein Wort, das die Schwelle zwischen Leben und Tod treffend beschreibt. Es ist eine einzige Sekunde. Ein Moment zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Es heißt, dass im Moment des Sterbens noch einmal das ganze Leben an uns vorbei zieht.

Es entsteht ein Moment, der eigentlich nicht existiert. Ein Moment, über den wir so gut wie nie nachdenken. Ein ergreifender Moment. Ein Moment, der uns unerwartet – schmerzlich und heilend zugleich – so viel offenbart. Über uns, den Menschen im Kosmos. Über den Sinn unseres Daseins. Was bleibt? Der leere Blick, hinter dem ein ganzes Leben wie in einem Kinofilm noch einmal vorbei zieht. Hier läuft genau dieser Film ab. Schöner und ehrlicher, wichtiger und wahrhaftiger als jeder Hollywood-Streifen.

Maximilian Sachsse und Guido Verstegen setzen sich in ihrer Stückentwicklung mit dem Konflikt der Generationen, mit dem Tod und mit dem Sterben auseinander. Anrührend, berührend, neue Fragen aufwerfend. Viele Menschen sind zurückgekommen, waren einen Moment lang auf der anderen Seite. Was ist da? Was kommt da? Viele Menschen sterben allein, angeschlossen an lebenserhaltende Apparate. Wie kann man helfen? Wie kann man dafür sorgen, dass Sie nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben können?

Als Inspiration für ihre Stückentwicklung diente Maximilian Sachsse und Guido Verstegen das Bild „Laokoon“ von El Greco (1541-1614). Es zeigt einen unendlichen Moment, der nicht durch den Ort oder das Licht zeitlos bzw. überzeitlich wird, sondern durch die Menschen in dem Bild: Ihre angestrengten und überstreckten Körper sind fast tot. Der Künstler findet den Nullpunkt zwischen Leben und Tod, zwischen Liebe und Hass, zwischen Gott und Teufel, zwischen dem Diesseits und dem Jenseits.

El Greco („der Grieche“), eigentlich Domínikos Theotokópoulos, kam auf Kreta zur Welt. Er war Vertreter des spanischen Manierismus und der ausklingenden Renaissance. Am 7. April 1614 starb El Greco hochverschuldet in Toledo. Zwei Griechen waren als Zeugen am Totenbett anwesend. Erst um 1900 herum fand El Grecos Werk echte Anerkennung: Spanische Intellektuelle und Künstler, die auf der Suche nach einer nationalen Identität waren, rezipierten ihn als für Spanien typischen Maler.

und das sagte die Presse: